Trainingsequipment für Reiterinnen und Reiter zur Optimierung von Koordination und Kraft der Beckenregionen sowie der Sitzhilfe.
11/13 cm = Abstand zwischen den Sitzbeinhöckern
TubTrainer
Tub Trainer
Nun ist das Pferd von Natur aus nicht dazu vorgesehen einen Reiter zu tragen - ein senkrecht gestapeltes Gepäck, in sich teilweise labil vertäut und in der Regel noch dazu sehr hoch gebaut. Das Gepäck, also der Reiter, dirigiert bestimmte Gangarten Richtungswechsel, Biegungen, Schrittfolgen oder andere artistische Einlagen. Das Pferd in seiner Eigenschaft als gehorsames Herdentier ist immer bedacht sein Gepäck achtsam zu tragen und nicht zu verlieren.
Sollte der Reiter nun doch alles tun, ihm seine Solidarität zu danken, die Last fein verteilen und optimal verpacken, so dass sie geschmeidig der Pferdebewegung folgen kann und die Balance nicht irritiert!
Neben einer achtsamen Auswahl der Accessoires wie Sattel und Zaumzeug, artgerechter Haltung und guter Ausbildung gehört neben regelmäßigem Training für Pferd und Reiter ein besonderes Augenmerk der alles entscheidenden Verbindung von Pferderücken, Sattel und Reiterbecken.
Der Tub Trainer ist ein Trainingsequipment mit dem Anspruch eben dieses evolutionär vernachlässigte Körperteil in den Focus der Wahrnehmung zu rücken.
Das menschliche Becken ist in der Industriegesellschaft des letzten Jahrhunderts nicht mehr ausreichend in seiner Bewegungskomplexität gefordert. Als Tensegritätsstruktur, also dynamisch in alle Richtungen verformbar, benötigt es, um seine Rückstellmechanismen zu aktivieren, ein ausgewogenes Zusammenspiel von Steuerung, Plastizität und Aktivität, also von Nerven, Bindegewebe und Muskulatur.
Bereits in Jahrtausende alten Bewegungsschulen wurde dieser Organbereich gewürdigt, durch dessen Dynamik erst die Versorgung der Stoffwechselprozesse gewährleistet wird.
Unter anderem begründet sich die zunehmende Anzahl degenerativer Zustände dieser Region, wie Hüftgelenksarthrosen, Kreuz-Darmbein Gelenksaffektionen, Bandscheibenschäden, um nur die Bekanntesten zu nennen, auf dieser zivilisationsbedingten Fehlentwicklung .
Als Reiter hat man jedoch ein Bewegungstraining gewählt, welches durchaus positive Auswirkungen auf diese Symptomatik hat, doch Achtung: Reiten erfordert auch genau diese genannten Qualitäten des Gesamtkomplexes Becken, um nicht nachteilige Bedingungen dieser sensiblen Gelenkverbindungen zu provozieren.
Das Becken neu entdecken:
Die beiden Sitzbeinhöcker, genannt Tuber ischii, bilden die knöcherne Kontaktzone zum Sattel und damit zum Pferderücken. Diese beiden Knochen sind wie Kufen geformt, über die gerollt werden kann. Der Reiter kann somit entweder punktuell Druck auf den Pferderücken ausüben oder eine rhythmische und treibende massageähnliche Bewegung initiieren. In beiden Fällen wird sich das Pferd in Bewegung setzen. Je nach Unterlage, also Satteltyp kann es zur Fortbewegung durch Vermeidung oder durch Motivation/Fascilitation (faszilitieren bedeutet erleichtern) kommen.
Ähnlich dem Konstrukt der Füße hat sich auch das Becken durch die Anforderungen der Evolution geformt, Fortbewegung ist immer der Antrieb von Anpassungsmechanismen gewesen. Viele tausend Jahre der jüngeren Menschheitsgeschichte war eben das Pferd das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Es ist ein Teil der menschlichen DNA geworden.
Die Reaktivierung der Wahrnehmungsfähigkeit der Beckenregion ist ein wichtiges Element des effektiven Reittrainings. Die Basis aller Balance- und Sitzbemühungen bildet ein dynamisch koordiniertes Becken mit selektiven Bewegungsfähigkeiten, deren Steuerung das Gehirn mit der Sitzkultur der Moderne verlernt hat.
Essentiell ist das physiologische Zusammenspiel der dreischichtigen Beckenbodenmuskulatur mit der Unterbauchmuskulatur, der Übergangsstrukturen von Lendenwirbelsäule zu Beckenkämmen und Kreuzbein, der Hüftadduktoren (Beinanspreizer), die mit kurzen und langen Zügen fächerförmig entlang der Schambeinäste verlaufen und an die inneren Oberschenkel ziehen und der Hüftabduktoren (Beinabspreizer), die ebenso fächerförmig verlaufend die innere Schicht der Gesäßmuskulatur bilden und die Hüftgelenke steuern. Der typische Reitersitz erfordert eine permanente Abspreizung der Hüftgelenke, je nach Pferd mehr oder weniger weit. Für die individuelle Reiteranatomie gilt dies ebenso, da die individuellen Hüftgelenksabstände erheblich variieren können. Ein häufig übersehener anatomischer Knackpunkt ist die so genannte Oberschenkeltorsion, eine knöcherne Drehung der Oberschenkelknochen, die sich mit dem Längenwachstum des Menschen einstellt und für eine gute Bruchfestigkeit sorgt. Ist diese Torsion zu groß fehlt es dem Hüftkopf an Überdachung durch seine Pfanne und die Abspreiz- und Außenrotationskomponente ist eingeschränkt. Schon werden weitere besondere Anforderungen nötig, die knöchern ungünstige Situation zu optimieren. Die Bedingungen an die umfangreich steuernden Bewegungsstrukturen besonders im Hinblick auf die Bewegungsmuster des Alltags ist somit individuell und komplex .
Mit dem Tub Trainer setzen wir Maßstäbe für ein differenziert aktives dreidimensionales Beckentraining. Selektive Aktivierung von Muskelgruppen in synergistischer, also zusammenwirkender Funktion und das Loslassen und dynamische Nachgeben von Gegenspielern, also Antagonisten wird systematisch erarbeitet und in das ursprüngliche Reflexverhalten integriert. Die Koordination des Zusammenspiels der sogenannten Gegenspieler, die im Falle der stütz- oder haltemotorischen Qualität kokontrahieren, also zusammenarbeiten.
Das Erarbeiten der elipsoiden Kufenbewegung der Tuber ischii stimuliert die Unterbauchmuskulatur und führt zu einer reflektorischen Entspannung der Verbindung von Lenden- und Kreuzbeingegend, die ein wesentlicher Bestandteil der Losgelassenheit des Reiters ist, um die dynamischen Schwingungen dreidimensional weiterlaufen zu lassen. Reziprokes Druckverhalten der beiden Tuber schult die dynamische seitliche Flexionsaktivität (lateralflexorisch = seitliches Zusammenziehen) der Lendenwirbel, die vor allem in der Gangart Schritt relevant ist. Die Aktivierung des tiefen Hüftfächers bei gleichzeitiger Mobilisierung verhilft zur Initiierung der reflektorischen Hemmung der Hüftadduktoren und einem Loslassen der Leistengegend, so dass das unproduktive Klemmen der Kniegelenke durch konsequentes Training ganz von selbst nachlässt.
Einen besonderen Focus verdient die tief im Rumpf gelegene Hüftbeugemuskulatur, der M. iliopsoas. Hier treffen Informationen des motorischen und vegetativen Nervensystems aufeinander. In enger Verbindung mit dem cerebralen Angst- und Stresszentrum stehend, reagiert er bei drohender Gefahr sofort mit Kontraktion. Er aktiviert reflektorisch die Beugung der Oberschenkel, ein Relikt aus der Urzeit, wo das Zusammenkrümmen Angreifern die stabilere Rückfront präsentierte. Da sein Ursprungsgebiet an den Lendenwirbelkörpern und ihren Querfortsätzen liegt, und er nach vorne durch den Bauchraum verläuft, zieht er die Lendenwirbelsäule in eine Überstreckung, früher gerne als Hohlkreuz bezeichnet. In dieser Position sind die Lendenwirbel verriegelt, weder ein Schwingen oder Federn, noch eine kontrollierte Beckenbewegung sind möglich. Die Bandscheiben erfahren höchste Abscherbelastung und der Rückenmarkskanal wird eingeengt. Ist der Psoasmuskel einseitig strukturell verkürzt provoziert er Skoliosen, also seitliche Verbiegungen und Verdrehungen der Wirbelsäule. Seine enge anatomische Beziehung zu den Nieren und dem Zwerchfell zeichnet für eine essentielle Verantwortung für Atmung und Stoffwechsel. (Literaturempfehlung: Liz Koch: The muscle of the soul).
Ebenso verdient die Oberschenkelrückseite eine besondere Beachtung. Die ischiocrurale Muskulatur verbindet Becken, Ober- und Unterschenkel, an der inneren und äußeren Seite verlaufend und am Unterschenkel ansetzend, kann sie den Oberschenkel einwärts und auswärts drehen, was ist für den korrekten Reitersitz und die Hilfengebung relevant ist. Diese Muskelgruppe neigt aufgrund ihrer Muskelfaserqualität, da sie vor allem als Haltemuskulatur fungiert, stark zur Verkürzung, was die Feindosierung der Beckenaktivitäten eingeschränkt. Durch regelmäßige Übung mit dem Tub Trainer werden Rezeptoren (Golgi-Organe) im sehnigen Ursprungsgewebe der ischiocruralen Muskelgruppe stimuliert, die zu ihrer Entspannung führen, hierdurch verlängert sich die gesamte hintere Faszienkette, was zu einre koordinativen Optimierung der muskulären Aktivitäten der gesamten Rückenmuskulatur führt-
Substantiell wird durch ein differenziertes Beckentraining die komplexe Funktion des gesamten Organismus optimiert. Die Anwendung des Tub Trainers gewährleistet eine Verbesserung des Reitniveaus durch Wahrnehmungsschulung und dosierten Einsatz der Gewichtshilfen. Ganz nebenbei wird im Sinne der Gesundheitsförderung das gesamte Organsystem positiv stimuliert.